Franz Kochseder > Einführung in das Werk des Künstlers

Zeit ist für Franz Kochseder mehr als eine mathematisch-naturwissenschaftlich normierte Abstraktion oder ein geistiges Konzept. Zeit in einer erweiterten Vorstellung ist für ihn auch eine körperlich-sinnlich erlebbare Erfahrung von Werden und Vergehen, ist Kultur-Zeit im Sinne etwa von prä-historischer Kunst bis zur Gegenwart, ist Zeit der entwickelten Sinne, des Geistes, der Ausdrucks-formen, ist gestern, heute, morgen.

 

Der Künstler, Jahrgang 1947, sieht sich als einen von den 60er und 70er Jahren geprägten, nach heutiger Sicht romantisierenden Kulturmenschen, der noch immer die menschlichen Fähigkeiten positiven gemeinschaftlichen Handelns nicht aufgegeben hat. Diese Haltung bestimmt die Inhalte seiner Arbeit allgmein und auch den Zyklus “dual”.

 

Zahlenkombinationen jedweder Art historische und gegenwärtige Zahlen, persönliche und allgemein gegenwärtige Worte, Sätze, Gedichte, Formeln oder naturwissenschaftliche Gleichungen als Synonyme unserer kulturellen Entwicklung werden vom Künstler Schicht für Schicht aufgetragen, überlagern einander oder werden in einer Art mittelalterlichen Palimpseste an bestimmten Stellen wieder freigelegt.

 

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Vergangenes scheint dabei hinter Gegenwärtigem durch und bleibt ablesbar oder doch zumindest erahnbar. Darüber legt der Künstler ein Geflecht von Linien wie Wurzelwerk, wie Nabelschnüre oder auch wie Nervenbahnen, die den Fluss der kulturellen Entwicklung von den Urformen bis in die Gegenwart symbolisieren sollen.

 

Der Arbeitsprozess ist ein langsamer und in jeder Phase vom Künstler stets bewusst vorgenommener. Jede Zahl, jedes Wort, jede Formel hat ihre eigene Bedeutung und Aussage. Sie können als Zeichen für die stets in des Wortes doppelte Bedeutung “rasende” Zeitmaschine Gesellschaft, sowie für die Veränderungen unserer sozialen und kulturellen Strukturen, der Lebensgrundlagen ganzer Regionen und Kontinente durch die Globalisierung oder aber auch für die Eingriffe in den Lauf der Natur etwa durch die Genmanipulation stehen.

 

Diese vielschichtige und damit zwangsläufig auch widersprüchliche - jedenfalls dem herrschenden Linearen entgegengesetzte Zeitbegriffe von Franz Kochseder führte ihn zum Haupttitel seiner Werkreihe “dual”. Weitere Arbeiten fügen sich unter die Begriffe “meine Zeit deine Zeit unsere Zeit”, “Große Gefühle”, “jetzt und nicht nur jetzt” oder “gestern-heute-morgen”. Franz Kochseder fasst diese Themen in Bilder, Wandinstallationen und Objekte.